Kondolenzratgeber
Inhaltsverzeichnis / Verzeichnis Musterbriefe
ich bin völlig fertig, ich kann es nicht glauben, dass Micky das getan hat. Warum, warum, warum??? Haben wir ihn so unerträglich allein gelassen – ich kann mir das nicht vorstellen, weil wir fast täglich mit ihm zusammen waren, weil wir immer miteinander geredet haben. Hat er sich verstellt? Hat er uns nicht vertraut? Haben wir ihn nicht ve rstanden? Hatte er eine andere Lebenssicht als wir? Hat er sich so elend gefühlt? War er doch zu einsam? War er krank? Krank an sich selbst und an einer Welt, die ihn nicht verstanden, nicht akzeptiert hat? Konnte, wollte er einfach nicht mehr leben? – Frage n über Fragen; ich kann nicht zur Ruhe kommen! Muss ich mich schuldig fühlen; fühlst Du Dich schuldig? Ist seine Frau Schuld? Haben seine Kinder Schuld, oder hat er selbst Schuld? Haben wir alle zu ihm von ihm verlangt?
Oder wollte er nur seinem Lieblingsphilosophen folgen: Wittgenstein – der sagt: "Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht." Wollte er den Tod erleben? In seinen intensiven philosophischen Alleingängen! Müssen wir das akzeptieren? Müssen Ilona, Alexander und Katharina das akzeptieren, respektieren?
Vielleicht war er einfach des Lebenskampfes müde – müde, müde, keine Lust mehr, keinen Bock mehr zu denken: "Die Todesgefahr verpestet alle Gedanken. Der Mensch kann nicht Jahre lang, ohne Schaden zu nehmen, auf einer Degenklinge balancieren, die ‚Siegen oder Sterben’ heißt." (Romain Rolland).
Antworte mir, hilf mir doch – ich bin so hilflos angesichts seines Selbstmordes. Erschossen – mein Gott! Ich weiß, wie es Dir geht, Benny.
Wir sehen uns auf der Beerdigung.
Tiziana
II.14 Der frei gewählte Tod... warum?
Lieber Benjamin,ich bin völlig fertig, ich kann es nicht glauben, dass Micky das getan hat. Warum, warum, warum??? Haben wir ihn so unerträglich allein gelassen – ich kann mir das nicht vorstellen, weil wir fast täglich mit ihm zusammen waren, weil wir immer miteinander geredet haben. Hat er sich verstellt? Hat er uns nicht vertraut? Haben wir ihn nicht ve rstanden? Hatte er eine andere Lebenssicht als wir? Hat er sich so elend gefühlt? War er doch zu einsam? War er krank? Krank an sich selbst und an einer Welt, die ihn nicht verstanden, nicht akzeptiert hat? Konnte, wollte er einfach nicht mehr leben? – Frage n über Fragen; ich kann nicht zur Ruhe kommen! Muss ich mich schuldig fühlen; fühlst Du Dich schuldig? Ist seine Frau Schuld? Haben seine Kinder Schuld, oder hat er selbst Schuld? Haben wir alle zu ihm von ihm verlangt?
Oder wollte er nur seinem Lieblingsphilosophen folgen: Wittgenstein – der sagt: "Der Tod ist kein Ereignis des Lebens. Den Tod erlebt man nicht." Wollte er den Tod erleben? In seinen intensiven philosophischen Alleingängen! Müssen wir das akzeptieren? Müssen Ilona, Alexander und Katharina das akzeptieren, respektieren?
Vielleicht war er einfach des Lebenskampfes müde – müde, müde, keine Lust mehr, keinen Bock mehr zu denken: "Die Todesgefahr verpestet alle Gedanken. Der Mensch kann nicht Jahre lang, ohne Schaden zu nehmen, auf einer Degenklinge balancieren, die ‚Siegen oder Sterben’ heißt." (Romain Rolland).
Antworte mir, hilf mir doch – ich bin so hilflos angesichts seines Selbstmordes. Erschossen – mein Gott! Ich weiß, wie es Dir geht, Benny.
Wir sehen uns auf der Beerdigung.
Tiziana